Wertvolle Kommunikationsstandards bei Menschen mit Demenz
Kommunikation bei Demenz
Bewußtsein für die Kommunikation mit einem von Demenz betroffenen Menschen ist das A und O.
Wie kommuniziere ich angemessen und erreiche den Menschen mit Demenz, in seiner oft bereits veränderten Wahrnehmung, ist das Thema dieses Artikels.
Es erfordert Geduld & Basiswissen im Umgang, sowie Eigenreflexion von uns, um verstanden zu werden. Es bedarf einem Verständnis für die Erkrankung. Sonst scheitern Sie kommunikativ und bleiben frustriert über die Reaktion des dementen Gesprächspartners zurück. Wir müssen uns Gesprächsstandards verinnerlichen, die notwendig sind, um verstanden und als Gesprächspartner überhaupt wahr genommen zu werden. Oft fühlen sich Menschen mit Demenz gar nicht angesprochen.
Kann dies an uns und unserem Standard Kommunikationsmuster liegen?
Tipps zur Kommunikation
Bei dem Gespräch mit einem Menschen mit Demenz muss daraufgeachtet werden, die Person von vorne anzusprechen. Halten Sie Blickkontakt, man sollte den Betroffenen mit Namen ansprechen und zuerst abwarten ob er reagiert. Unterstützend ist es sinnvoll ihn kurz an der Schulter oder der Hand zu berühren. Sie signalisieren ihm damit, ich meine dich, ich spreche dich an.
Warten Sie die Reaktion ab und beginnen Sie nach der Kontaktaufnahme mit einem kurzen, verständlichen Satz. Überfordern Sie die Person nicht sofort mit zu vielen Informationen, mehreren Fragen oder einem Textschwall. Passen Sie ihre Gesprächslautstärke gegebenenfalls etwas an. Sie können mit ihrem Stimmvolumen spielen, höher oder tiefer, lassen Sie sich eine Rückmeldung geben, ob Sie gut verstanden werden.
Sie können auch ihre Hände oder die Arme einsetzen um etwas durch eine Gestik zu verdeutlichen. Nutzen Sie Möglichkeiten der Bildsprache. Wenn es der Mensch mit Demenz nicht anders gewöhnt ist, selbst Dialekt spricht, bleiben Sie beim gewohnten Dialekt, um verstanden zu werden.
Biographie & Orientierung bei Demenz
Aufgrund des Gedächtnisabbaus, zurück bis ins Kindheitsalter bei dieser Erkrankung, ist es notwendig darauf zu achten, in welchem Bereich des bisherigen Lebens sich der Betroffene biografisch aktuell befindet.
Dies kann die Ursache dafür sein, daß er sich beispielsweise mit einem Kosenamen, den Sie verwenden, nicht angesprochen fühlt. Eine weibliche Person kann mit dem Familiennamen nichts mehr anfangen? Sie befindet sich eventuell bereits in einer frühen Phase ihres Lebens. Gerade bei Frauen kann dann der Mädchenname als Ansprache genutzt werden.
Bleiben Sie ruhig und geduldig, geben Sie der Person Zeit und unterbrechen Sie sie nicht. Wenn sie z. b. eigeninitiativ beginnt zu erzählen, auch wenn es nichts mit Ihrer Frage zu tun hat. Greifen Sie das Gespräch auf und lernen Sie zu zuhören.
Lesen Sie buchstäblich zwischen den Zeilen und greifen Sie das Thema, welches die demente Person anschneidet auf. Gehen Sie darauf ein, begeben Sie sich in ihre Welt, in die Zeit aus der sie gerade erzählt. Geben Sie Hilfestellung wenn sie ins Stocken gerät und bestätigen Sie sie. Durch Sätze wie, das war sicher nicht leicht, das ist aber schön, da fühlt man sich nicht verstanden etc., zeigen Sie Ihre Gesprächsteilnahme.
Achten Sie auf eine Gesprächsatmosphäre, die wenig Ablenkungsmöglichkeiten durch visuelle oder akustische Reize bietet. Dies überfordert die Person mit Demenz.
Machen Sie vor allem nicht den Fehler und korrigieren oder maßregeln Sie den Menschen mit Demenz in seinen Aussagen. Auch wenn sie nicht zutreffen, er nicht recht hat oder er sich täuscht. Sie suggerieren ihm dadurch deutlich er lügt, seine Aussage stimmt nicht. Bei jedem Menschen, dement oder nicht dement, führt das zu Frustration und im Extremfall zu Rückzug.
Dies muss unbedingt vermieden werden und ist absolut nicht förderlich. Es geht um den Erhalt einer Vertrauens- oder Beziehungsebene!
Die Emotionsebene bei Menschen mit Demenz
Menschen mit Demenz sind nach wie vor sehr sensibel. Sie funktionieren primär auf der Emotionsebene, die Sachebene ist oft bereits zu komplex und kognitiv nicht mehr zu begreifen. Deswegen ist auch jegliche Diskussion zu nichts führend und sollte vermieden werden.
Hat der Betroffene noch lichte Momente, in denen er begreift, daß er oft an Situationen oder Herausforderungen scheitert, frustriert ihn das wehement. Er sollte von außen nicht zusätzliche Frustration durch Korrektur seiner Aussagen erfahren. Stellen Sie sich vor wie unnütz, verunsichert und traurig er sich fühlen muss.
Die Person benötigt, wie wir alle, positive Erfahrungen. Negative Erfahrungen erlebt sie von selbst durch die vorhandenen geistigen Einschränkungen sehr oft.
Setzen Sie gezielt Lob ein, auch für Tätigkeiten, die nicht unbedingt Lob erfordern. Geben Sie ihm ein gutes Gefühl bei allem was er macht, tun soll oder noch selbständig versucht. Ermutigen Sie ihn, geben Sie ihm Hilfestellung. Unterstützen Sie ihn dabei, beispielsweise mit Worten wie, das ist doch nicht schlimm, ich helfe dir und gemeinsam schaffen wir das doch, ich bin für dich da.
Fragestellung bei Demenz
Ein weiterer Punkt ist das Vermeiden von Entscheidungsfragen.
Dies führt meistens zu Überforderung, ein Beispiel: Möchtest du gerne spazieren gehen?
Zielführender ist es, dem Menschen mit Demenz ein Angebot zu unterbreiten, komm wir machen einen schönen Spaziergang. Er muss hierbei keine Entscheidung selbständig treffen.
Seien Sie sich bewußt, dass Sie keinen Lernerfolg mehr erzielen können, seien Sie nicht frustriert, bleiben Sie ruhig, eine Aufforderung nachzudenken bringt Sie und den Menschen mit Demenz nicht weiter, dieses ist nicht mehr umsetzbar und möglich.
Geben Sie keine Orientierungshilfe basierned auf unserer Realität, diese stellt sich für die betroffene Person ganz anderst dar als für uns. Sie lebt in ihrer eigenen Welt, in ihrer Realität.
Diskutieren Sie nicht über Schuldfragen, die Person reagiert und agiert so gut es noch möglich ist, wie gesagt die Sachebene ist eingeschränkt oder bereits nicht mehr vorhanden und eine Diskussion verärgert, entmutigt und führt zu nichts.
______________________________________________________________________________________
Abschließend möchte ich nach diesen vielen Tipps, zur Kommunikation bei Menschen mit einer Demenz Erkrankung, noch auf unser individuelles Schulungsangebot für pflegende Angehörige, in Zeiten von Corona auch per Telefon oder über Videotelefonie nutzbar, verweisen.
Lassen Sie sich professionell von uns zur Seite stehen und unterstützen. Sie benötigen Ihre Kraft, Energie und Nerven noch lange für die Versorgung Ihres Angehörigen.
Nähere Informationen und Beiträge zum Thema Kommunikation bei Demenz und weiteren pflegerelevanten Themen finden Sie im Blog Bereich in Kategorien geordnet zum Nachlesen.
Wir veröffentlichen regelmäßig den interessanten Podcast “Tipps für pflegende Angehörige” auf allen gängigen online Podcast-Portalen und unserer Homepage, um pflegende Angehörige sicher und fit in der pflegerischen Versorgung zu machen.
Wir freuen uns über Ihr Abo des Podcasts und darauf, daß Sie regelmäßig zuhören.
Ihre Deutsche Pflegeberatung Matheis
Dein Kommentar
An Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns Deinen Kommentar!